
Iran ist trotz aller politischen Turbulenzen ein wunderbares Reiseland, auch und besonders für Frauen, die sich (kopftuchbewehrt) allein auf den Weg machen. Ich bin bei einer Professorin zu Gast, sie unterrichtet nach Studien in Europa an einer Top-Universität in Teheran. Dort möchte sie nicht nur Sachwissen vermitteln, sondern auch Vertrauen und Selbstwertgefühl mitgeben. Daran mangle es gerade Frauen der Generation nach der islamischen Revolution von 1979. Da Studentinnen die Uni nur ungeschminkt betreten dürfen, zögen sich einige vor der Vorlesung aufs WC zurück und legten Make-up auf. „In Bühnenschminkstärke!“, seufzt die Professorin und erzählt mir von einer – fachlich ausgezeichneten – Studentin: „Eine attraktive junge Frau, die sich emanzipiert gibt und meint, mit Schminke ihr Ressentiment gegen die politischen Verhältnisse auszudrücken.“
Meine Gastgeberin hat für das Mullah-Regime wenig Sympathie. Doch beim Protest gegen Unterdrückung gehe es auch um die Art der Freiheit, für die frau sich einsetzen will. Unhinterfragt „westliche“ Muster aus den Medien zu übernehmen, sie für das Maß aller (staatlich verbotenen und daher reizvollen) Dinge zu halten, sei naiv und gefährlich. „Das ist meine Freiheit“, verteidigte die Studentin ihr Make-up. „Sie hatten Ihre Freiheit in Europa.“ Die Professorin schüttelt den Kopf. „Statt ein gesundes Selbstbewusstsein als Frau und Iranerin zu zeigen, laufen viele solchen Illusionen nach!“ Ein autoritäres Regime dürfe keine Ausrede sein, sich nicht weiterzuentwickeln, meint die Professorin. „Wahre Emanzipation und Freiheit kommen von innen.“
Eva Maria Teja Mayer
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